Ausstieg aus dem Berufsleben – Finanzielle Auswirkungen bei frühzeitigem Ende des Erwerbslebens

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Sie erwarten das Ende Ihres Erwerbslebens in absehbarer Zeit? Eigentlich wollen Sie aber bereits vor dem Zeitpunkt Ihres regulären Renten- bzw. Pensionseintritts Ihre Erwerbstätigkeit beenden. Meist stellt sich dann die große Frage, ob dafür die nötige finanzielle Freiheit existiert – zumal in Zeiten hoher Inflation! In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie beim frühzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben im Hinblick auf die Finanzlage achten sollten.

Ältere Frau denk nach: Ausstieg aus dem Berufsleben
Eine Frau steht zum Ende der Arbeit an einem Scheideweg (Foto: Silvi Arita – Pixabay)

Aspekte, die beim Ausstieg aus dem Berufsleben zählen

Drei Aspekte sind aus finanzieller Sicht für die Entscheidung zu einem frühzeitigen Ausstieg maßgeblich:

  1. Das Ruhegehalt ist im Normalfall – gemessen am Erwerbsgehalt – doch deutlich reduziert.
  2. Wenn Sie vorzeitig in den Ruhestand gehen wollen, dann erarbeiten Sie sich weniger Rentenpunkte und damit einhergehend erhalten Sie auch weniger Ruhegehalt.
  3. Darüber hinaus müssen Sie pro Monat, den Sie vor dem regulären Renteneintrittsalter
    in den Ruhestand wechseln, 0,3% Abzug in Kauf nehmen. Und zwar Abzüge auf die Ihnen
    zu diesem Zeitpunkt zustehende Zahlung (siehe 2.).

Sie haben also in dreifacher Hinsicht Einbußen zu Ihrem aktuellen Einkommen zu erwarten:

  • einmal dadurch, dass nur ein bestimmter Prozentsatz Ihres bisherigen Einkommens als Ruhegehalt bezahlt wird,
  • zweitens dadurch, dass Sie angesichts einer verringerten Erwerbszeit weniger Rentenpunkte erwerben
  • und zum dritten die 0,3% Abzüge pro Monat, die Sie vorzeitig in Ruhestand gehen werden.

Ob es Ihre Situation hergibt, sich den vorgezogenen Ruhestand leisten zu können, ist i.d.R. kaum ohne Analyse Ihrer finanziellen Situation möglich. In manchen Fällen ist die Vermögenssituation
so üppig bemessen, dass größere Überlegungen nicht nötig sind. Dieser Personenkreis kann sich glücklich schätzen. In den meisten Fällen aber sind die monetären Freiheiten nicht so groß.

Eine sorgfältige Bestandsaufnahme der finanziellen Situation

Diese Bestandsaufnahme in Form einer Vorab-Analyse ist in vier Schritten durchzuführen:

Schritt 1: Bestandsaufnahme der zu erwartenden Einkünfte

Dabei ist zu unterscheiden zwischen regelmäßigen Bezügen und unregelmäßigen Einkünften. Regelmäßig sind Renten- oder Pensionszahlungen. Auch evtl. vorhandene private Vorsorgeversicherungen oder Mieteinkünfte zählen dazu. Unregelmäßige Einkünfte können z.B. fällige Lebens- oder Direktversicherungen, Kapitaleinkünfte oder auch zu einem späteren Zeitpunkt zu erwartenden Erbschaften sein.

Schritt 2: Bestandsaufnahme der zu aktuellen Ausgaben

Um die Ausgaben zu erfassen ist es ratsam mindestens für ein Jahr alle Kontoauszüge einzusehen. So können sie alle Geldabflüsse erfassen. Auch hier gibt es regelmäßige und sporadische Zahlungen. Die normalen Lebenshaltungskosten, Miete & Wohnnebenkosten, Versicherungen, Rückstellungen, etc. gehören zu den regelmäßigen Ausgaben. Die Anschaffung eines neuen Autos oder bestimmte Renovierungs- oder Reparaturkosten sind dagegen eher als singuläre Ausgabe zu einem zu erwartenden Zeitpunkt zu berücksichtigen.

Schritt 3: Bestandsaufnahme zu Vermögenswerten

Der dritte Schritt besteht aus einem Kassensturz, in dem alle Vermögenswerte erfasst werden. Neben Barvermögen, Aktien, Fonds, Edelmetall gehören auch vorhandene Immobilien oder Sammlungen (z.B. Bilder, Oldtimer, …) dazu.

Schritt 4: Zukunftsbetrachtung

Der abschließende Schritt ist eine Extrapolation der Entwicklung Ihres Vermögens.
Basierend auf dem Vermögensbestand aus dem Kassensturz (in Schritt 3) werden pro Jahr künftige Einnahmen und Ausgaben eingerechnet und über die Jahre bis zu einem beliebigen Zeitpunkt fortgeschrieben. Daraus ist dann die Entwicklung Ihres Vermögens ablesbar.

Als zusätzliche Parameter sind in die Berechnung die drei Prognosewerte zu berücksichtigen:

  • Jährliche Renten- /Pensionssteigerung
  • Zins- / Wertpapiererträge
  • Inflation

Besonderes Augenmerk ist auf die Inflation zu legen

Mit der Inflation können starke Kaufkraftverluste einhergehen, wie wir sie derzeit leidvoll erfahren. Erfahrungswerte aus der jüngeren Vergangenheit sowie Prognosen aus verlässlichen Wirtschaftsdaten sollten bei der Wahl der Parameter zugrunde gelegt werden. Aktuell ist Situation an der Inflationsfront extrem angespannt (Stand Oktober 2022: ca. 9%) und bringt manche Finanzplanung an den Rand des Zusammenbruches. (Wie dieser kritischen Situation entgegengewirkt werden kann, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab.)

All diese jährlichen Extrapolationswerte können in einem Diagramm grafisch aufbereitet und – wie in diesem Beitrag dargestellt – visualisiert werden.

Das Ergebnis dieser strukturierten Analyse liefert Ihnen eine verlässliche Basis bzgl. der Entscheidung FÜR oder GEGEN ein vorzeitiges Ausstieg aus dem Berufsleben. Sie erhalten Richtwerte, wie Sie Ihren Lebensstandard beibehalten oder ggf. künftig neu gestalten können. Ob Sie größere oder kleinere Einschränkungen hinnehmen müssen, oder ob Sie ohne Schmälerung sich das leisten können, was Sie für angemessen halten.

Auf alle Fälle ist es vor einem so entscheidenden Schritt bzgl. eines vorzeitigen Ruhestandes angebracht, sich die finanziellen Auswirkungen auf Ruhegehalt & Vermögensituation klar zu machen.

Weitere Informationen zu diesem Theme finden Sie im Artikel „Finanzielle Freiheit: Gut leben im Alter„.

Für die oben erwähnten Schritte existieren standardisierte Berechnungs-Vorlagen, die bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden können. Bitte nehmen Sie dafür gerne Kontakt mit mir auf.

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